Das Verzieren mit Gold ist so alt wie die Geschichte der großen Zivilisationen, und die Kunst des Vergoldens hat eine jahrtausendealte Tradition, die aus Technik und Talent, mit großer Sorgfalt gehüteten Geheimnissen und von Vater zu Sohn weitergegebenen Fertigkeiten besteht. Hinter der Pracht der Polyptychen, hinter den vergoldeten Stuckaturen der Barockkirchen, den Kuppeln und Sälen von Versailles verbirgt sich das außergewöhnliche handwerkliche Können von Generationen von Vergoldern und die Beherrschung von Materialien und Werkzeugen, die jeweils das Ergebnis einer einzigartigen Erfahrung und Leidenschaft sind.
Das Geheimnis der perfekten Vergoldung
Die Vergoldung ist eine komplexe und aufwändige Technik, bei der eine Oberfläche mit einer dünnen Goldschicht überzogen wird, die sie veredelt und verschönert. Der Erfolg hängt von der Art des Trägermaterials, der Form des Gegenstands, dem gewünschten ästhetischen Effekt und dem endgültigen Standort des vergoldeten Objekts (innen oder außen) ab. Um eine perfekte Vergoldung zu erzielen, spielen also viele Variablen eine Rolle, aber die wirklich entscheidenden Elemente sind – wie immer bei handwerklichen Verfahren – das Können des Vergolders und die Qualität der von ihm verwendeten Rohstoffe, vor allem des Blattgoldes.
Vergoldungstechniken
Gouache, Mission, Pinsel, Muschel: Es gibt viele Techniken für die Vergoldung und ebenso viele Materialien und Werkzeuge, um sie herzustellen. Die wertvollste und schönste Vergoldung wird durch die Verwendung von Blattgold erzielt. Die beiden wichtigsten Techniken sind die Gouache-Vergoldung und die Mission-Vergoldung.
Gouache-Vergoldung
Die Gouache-Vergoldung ist die traditionsgetreueste, mühsamste und komplizierteste Methode, aber auch diejenige, die das wertvollste Ergebnis garantiert. Es ist die beste Wahl, wenn reines Blattgold verwendet wird. Sie umfasst fünf Verarbeitungsschritte:
- Die Grundierung, die aus der Vorbereitung der Basis der Vergoldung besteht, die aus einer Mischung von Gips und in Wasser aufgelöstem Hasenleim besteht und mit einem Pinsel in mehreren dünnen, homogenen Schichten aufgetragen wird, die nach dem Trocknen zu einer sehr glatten Oberfläche abgeschliffen werden;
- Das Auftragen des Bole, gemischt mit in Wasser aufgelöstem Isinglas und mit Gaze gefiltert, erfolgt in mehreren Schichten mit einem Pinsel;
- Die eigentliche Vergoldung besteht im Auftragen von Blattgold auf den perfekt getrockneten und angefeuchteten Bole, und zwar nur auf dem Teil, der von dem Blatt bedeckt werden soll;
- Ein weiterer kennzeichnender Schritt bei der Gouache-Vergoldung ist das Polieren mit Achatsteinen, die vorsichtig über die gesamte vergoldete Fläche geführt werden, oder das Patinieren mit flüssigem Bitumen oder Mecherlack;
- Der letzte Schritt ist schließlich das Auftragen des Schutzes, der dazu beiträgt, die Vergoldung zu erhalten und ihre Haltbarkeit zu gewährleisten;
Die Mission-Vergoldung
Die Mission-Vergoldung ist einfacher, schneller und weiter verbreitet, aber weniger hochwertig als die Gouache-Vergoldung. Für diese Herstellung sind ebenfalls fünf Phasen vorgesehen:
- die Vorbereitung des Untergrunds, die je nach Untergrund das Abschleifen der zu vergoldenden Oberfläche (z. B. bei Holz, damit es glatt und nicht sehr porös ist) oder das Auftragen von Vorprodukten für die Vergoldung (z. B. für die Vergoldung auf Metall) umfassen kann;
- Das Auftragen von Farbe und Mission in einer möglichst dünnen Schicht;
- das Auftragen von Blattgold
- die Veredelung, z. B. mit Kunstharzfarbe oder Flüssigbitumen, die erforderlich ist, um ein antikes oder charakteristisches Aussehen zu erzielen, falls gewünscht;
- Schutzlackierung mit Schellack oder Acrylprodukten, die nützlich sind, um die Oxidation des Blattes zu verhindern, wenn kein echtes Blattgold verwendet wird.
Je nach Bedarf können Sie zwischen einer Vergoldung mit Wassermission, Alkoholmission oder Ölmission wählen. Der wesentliche Unterschied liegt in der Trocknungszeit: Für die Trocknung auf Wasserbasis reichen 15 Minuten, für die Trocknung auf Alkoholbasis eine halbe Stunde und für die Trocknung auf Ölbasis, die nur von den Erfahrensten verwendet wird, bis zu drei Stunden.
Pinselvergoldung mit Pulver- oder Muschelgold
Eine Technik, die sich besonders für die Vergoldung sehr tiefer Einlegungen oder für kleine Retuschen eignet, ist diePinselvergoldung mit Goldpulver oder Muschelgold.
In diesem Fall wird anstelle von Blattgold eine Mischung aus Gummiarabikum und reinem Gold verwendet, die ähnlich leicht wie Aquarellfarbe auf den Lack aufgetragen wird.
Vergoldung mit Schlagmetall
Um Gegenständen ein edles Aussehen zu verleihen und gleichzeitig die Bearbeitungskosten niedrig zu halten, können neben Blattgold auch Blattgoldimitate, Blattaluminium und Blattkupfer zum Vergolden verwendet werden. Alle diese Blätter werden fast ausschließlich mit der Technik der Mission-Vergoldung auf Wasser- oder Alkoholbasis aufgetragen und benötigen einen abschließenden Schutzlack.
